Sprichwort der Mossi im heutigen Burkina Faso (und damaligen Ober-Volta).
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OK
Die Arbeit der Weißen frisst Menschen.
Richtig!
Die Arbeit der Weißen frisst Menschen.
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Autor*inneninfo:
Quelle:
Zitat: John C. Caldwell (1990): The Social Repercussions of Colonial Rule: Demographic Ascpects. In: Albert Adu Boahen (Hrsg): General History of Africa. VII. Africa under Colonial Domination 1880-1935. London: Heinemann, S. 475. Die Jahreszahl (1900) ist eine ungefähre Angabe.
Bild: Wikimedia
Kontext:
Auf den Plantagen und Infrastrukturprojekten der Kolonisator:innen arbeiteten versklavte Afrikaner:innen, Zwangsarbeiter:innen und zur Lohnarbeit mehr oder weniger gezwungene Europäer:innen (Linebaugh / Rediker 2008, S. 16ff.). Den Strapazen und Krankheiten auf Plantagen und beim Bau von Schienennetzwerken für Züge erlagen im frühen 20. Jahrhundert vor dem Ersten Weltkrieg in der deutschen Kolonie Kamerun beispielsweise ein Fünftel der ‚Arbeitskräfte‘ (150-200 von 1000, siehe Caldwell 1990). Die hohe Sterblichkeitsrate führte auch zum Sprichwort der Mossi im heutigen Burkina Faso.
Zum Weiterlesen:
*John C. Caldwell (1990): The social repercussions of colonial rule: demographic ascpects. In: Albert Adu Boahen (Hrsg): General History of Africa. VII. Africa under Colonial Domination 1880-1935. London: Heinemann, S. 458-486.
*Peter Linebaugh / Marcus Rediker (2008): Die vielköpfige Hydra. Die verborgene Geschichte des revolutionären Atlantiks. Hamburg: Assoziation A.
OK
Integration bedeutet zwangsläufig ein gutes Stück Assimilation an die deutsche Leitkultur und deren Kernwerte.
Richtig!
Integration bedeutet zwangsläufig ein gutes Stück Assimilation an die deutsche Leitkultur und deren Kernwerte.
Jahr:
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Theo Sommer (geb. 1930) ist ein deutscher Journalist, u.a. war er Chefredakteur und Herausgeber der Wochenzeitung Die ZEIT.
Quelle:
Die ZEIT, 09.05.2017.
Kontext:
Der Begriff „Leitkultur“ wurde erstmals 1998 von Bassam Tibi, Professor für Internationale Beziehungen, benutzt. 2000 griff Theo Sommer, Herausgeber der Zeitung „Die ZEIT“, diesen Begriff auf und forderte von Menschen mit Migrationsgeschichte, People of Color, Schwarzen und Jüd:innen, sich zu assimilieren (anzupassen) und einer deutschen Leitkultur zu folgen, die an sich nicht klar definiert ist. Der Begriff wurde immer wieder herangezogen, um Stimmung vor Wahlkämpfen zu machen, wie zuletzt im Jahr 2000 von Friedrich Merz, dem heutigen CDU-Vorsitzenden. Diese Äußerungen verstärkten vor allem ein Überlegenheitsgefühl manch weißer Deutscher und stellten vor allem als muslimisch markierte Menschen als rückständig, gewaltvoll und frauenverachtend dar. Der Begriff Leitkultur stellt sich so als ein Sammelsurium rassistischer Ideologien dar, wie sie zum Beispiel auch von der AfD in ihrem Parteiprogramm aufgegriffen werden, um einen Gegenbegriff zur Ideologie des ‚Mulitkulturalismus‘ darzustellen.
Zum Weiterlesen:
*Tupoka Ogette (2017): Exit Racism. Rassismuskritisch denken lernen, Münster: Unrast.
*Noah Sow (2009): Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus. München: Goldmann.
*Kien Nghi Ha, Nicola Lauré al-Samarai & Sheila Mysorekar (2016): re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland, Münster: Unrast.
OK
Art. 3. Es können keine Sklaven auf diesem Territorium existieren, Gefügsamkeit ist hiermit für immer abgeschafft. Alle Menschen sind frei geboren, leben und sterben in Freiheit.
Art. 4. Alle Menschen, ungeachtet ihrer Farbe, sind für alle Berufe zugelassen.
Art. 5. Es gibt keine Unterschiede, außer der Tugend und Talent, oder andere Hoheitsrechte, die vom Gesetz her in öffentlicher Funktion ausgeführt werden.
Diese Gesetze sind für alle gleich, ob als Bestrafung oder als Schutz.
Richtig!
Art. 3. Es können keine Sklaven auf diesem Territorium existieren, Gefügsamkeit ist hiermit für immer abgeschafft. Alle Menschen sind frei geboren, leben und sterben in Freiheit.
Art. 4. Alle Menschen, ungeachtet ihrer Farbe, sind für alle Berufe zugelassen.
Art. 5. Es gibt keine Unterschiede, außer der Tugend und Talent, oder andere Hoheitsrechte, die vom Gesetz her in öffentlicher Funktion ausgeführt werden.
Diese Gesetze sind für alle gleich, ob als Bestrafung oder als Schutz.
Jahr:
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Toussaint Louverture (1743-1803) war ehemals versklavter Haitianer und führte den Widerstand gegen Frankreich an. Der Text stammt aus einem Brief Louvertures an Napoleon, dem er diesen Verfassungstext beifügte.
Quelle:
Aus der Verfassung Haitis von 1801
Kontext:
Es begann 1791 mit einem Aufstand von 50.000 Menschen: Mehrheitlich versklavte Haitianer:innen kämpften für ihre Unabhängigkeit von Frankreich. 1794 wurde die Sklaverei abgeschafft. Nach einem mehrjährigen Unabhängigkeitskrieg drohte Napoleon mit der Wiedereinführung der Sklaverei. Doch die Haitianer:innen gewannen und wurden 1804 als erster lateinamerikanischer Staat unabhängig. Allerdings boykottierte ein Zusammenschluss europäischer Staaten und den USA Haiti. Da der Wohlstand der Kolonialstaaten auf der Plantagenwirtschaft und damit auf dem Prinzip der Sklaverei begründet war, befürchteten sie, dass die haitianische Revolution auch andere Unterdrückte inspirieren könnte. Somit wurde Haiti außenpolitisch in die Isolation gedrängt und der neue Staat musste riesige Entschädigungszahlungen an die ehemaligen Sklavenbesitzer:innen zahlen. Frankreich verlangte als Gegenleistung für die Anerkennung Haitis als unabhängiger Staat 1825 eine Entschädigungssumme von 150 Millionen Francs. Erst 1883 konnte Haiti diesen Betrag mithilfe von Krediten endgültig abbezahlen (Ziegler 2010). Die hohe Staatsverschuldung direkt nach der Unabhängigkeit wird vielfach als der Beginn der wirtschaftlichen Außenabhängigkeit Haitis gesehen. Auf der Weltkonferenz gegen Rassismus 2001 forderte Haiti dafür von Frankreich Entschädigungen.
Zum Weiterlesen:
*Projekt in Haiti und der Domenikanischen Republik, wo Jugendliche Geschichte der Sklaverei aufarbeiten.
*Jean Ziegler (2010): Haiti und der Hass auf den Westen. In Blätter für deutsche und internationale Politik.
OK
„[W]ir bemächtigen uns ohne Bedenken der Länder aller Völker in allen drey übrigen Welttheilen; […] wenn sie sich […] zu widersetzen unterstehen; so rotten wir sie ganz […] aus; […] wir thun dieses alles ohne daß einmal jemand in Europa einfällt, daß wir dadurch himmelschreyende Ungerechtigkeiten begehen.“
Richtig!
„[W]ir bemächtigen uns ohne Bedenken der Länder aller Völker in allen drey übrigen Welttheilen; […] wenn sie sich […] zu widersetzen unterstehen; so rotten wir sie ganz […] aus; […] wir thun dieses alles ohne daß einmal jemand in Europa einfällt, daß wir dadurch himmelschreyende Ungerechtigkeiten begehen.“
Jahr:
Autor*inneninfo:
Johann Heinrich Gottlob Justi (1717-1771) war ein im 18. Jhd. vielgelesener und einflussreicher Ökonom, Kameralist und Advokat.
Quelle:
Zitat: Johann Heinrich Gottlob Justi (1762): Vergleichungen der europäischen mit den asiatischen und andern vermeintlich barbarischen Regierungen, Berlin.
Bild: praebook – The World biographical encyclopedia https://prabook.com/web/johann.justi/3756917
Kontext:
Justi hat sich in zahlreichen Schriften mit Themen des Rechts, der Wirtschaft, der Politik, aber auch der Philosophie auseinandergesetzt. Das Zitat stammt aus einer Schrift, in der er europäische mit anderen – vermeintlich barbarischen – Regierungen vergleicht. Im Unterschied zu vielen seiner Zeitgenoss:innen kritisiert Justi insbesondere die europäische „Einbildung“, besser entwickelt zu sein als andere Völker der Erde. Das dem nicht so sei, dass die Europäer:innen selbst roh seien, zeige sich auch im Handeln der europäischen Völker. Ziel seines Buches ist, die Einbildung der europäischen Völker zu mäßigen. Justi nimmt somit eine für seine Zeit progressive Position ein.
Zum Weiterlesen:
*Martin Espenhorst (2014): Johann Heinrich Gottlob von Justi, in: Winfried Böttcher (Hrsg.): Klassiker des Europäischen Denkens. Friedens- und Europavorstellungen aus 700 Jahren europäischer Kulturgeschichte. Baden-Baden: Nomos, S. 209-216.
*Erhard Dittrich (1974): Justi, Johann Heinrich Gottlob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10. Berlin: Duncker & Humblot, S. 707-709, https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016327/images/index.html?seite=721
OK
Nur wenige ihrer Kinder (…) lernen Englisch. (…) Sie importieren viele Bücher aus Deutschland. (…) [Z]wei von sechs Verlagshäusern gehören vollständig den Deutschen, zwei sind halb deutsch, halb englisch und zwei sind ganz englisch (…). Die Schilder in unseren Straßen sind in beiden Sprachen gehalten, manchmal sogar nur in Deutsch (…). Bald werden sie uns zahlenmäßig überlegen sein, sodass all die Vorteile, die wir haben (…) nicht ausreichen werden, um unsere Sprache zu erhalten. Auch unsere Regierung gerät dadurch ins Wanken.
Richtig!
Nur wenige ihrer Kinder (…) lernen Englisch. (…) Sie importieren viele Bücher aus Deutschland. (…) [Z]wei von sechs Verlagshäusern gehören vollständig den Deutschen, zwei sind halb deutsch, halb englisch und zwei sind ganz englisch (…). Die Schilder in unseren Straßen sind in beiden Sprachen gehalten, manchmal sogar nur in Deutsch (…). Bald werden sie uns zahlenmäßig überlegen sein, sodass all die Vorteile, die wir haben (…) nicht ausreichen werden, um unsere Sprache zu erhalten. Auch unsere Regierung gerät dadurch ins Wanken.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Benjamin Franklin (1706-1790) war ein US-amerikanischer Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Politiker. Er war ein Autor der Unabhängigkeitserklärung der USA.
Quelle:
Brief von Benjamin Franklin an Peter Collinson: The Support of the Poor, 9. Mai 1753.
Kontext:
Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelten sich die ersten wichtigen politischen Unabhängigkeitsdiskurse in den Kolonien Nordamerikas. In Europa herrschten Kriege und Konflikte, die zwischen 1756 und 1763 im ‚Siebenjährigen Krieg‘ mündeten. Dadurch wurden die Kolonien in Amerika noch wichtiger für die Finanzen der verschuldeten und kriegstreibenden Staatshaushalte der Kolonialregime in Europa. Die Brit:innen erhöhten die Steuern auf Tee und Zucker in den britischen Kolonien. Wenige Jahre später, 1774, kam es zur Gründung der separatistischen ‘Boston Tea Party’ und 1775 zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. In diesem Zitat beklagt sich Benjamin Franklin über die fehlende Integrationsbereitschaft der deutschen Migrant:innen. Franklin fürchtet eine deutsche Parallelgesellschaft.
Zum Weiterlesen:
*Eske Wollrad (2005): Weißsein im Widerspruch. Feministische Perspektiven auf Rassismus, Kultur und Religion. Königstein im Taunus.: Ulrike Helmer.
OK
Der internationale jüdische Bankier, der kein Vaterland hat, sondern alle Länder gegeneinander ausspielt, und das internationale jüdische Proletariat, das von Land zu Land streicht, um die ihm genehmen wirtschaftlichen Bedingungen zu suchen, sind hinter allen Problemen zu finden, die heutzutage die Welt beunruhigen. Die Einwanderungsfrage ist jüdisch. Ebenso die Geldfrage. Die Wirrnisse der Weltpolitik desgleichen. Die Bedingungen des Friedensvertrages sind jüdisch. Die Sittlichkeitsfrage in Kinos und auf der Bühne ist es.
Richtig!
Der internationale jüdische Bankier, der kein Vaterland hat, sondern alle Länder gegeneinander ausspielt, und das internationale jüdische Proletariat, das von Land zu Land streicht, um die ihm genehmen wirtschaftlichen Bedingungen zu suchen, sind hinter allen Problemen zu finden, die heutzutage die Welt beunruhigen. Die Einwanderungsfrage ist jüdisch. Ebenso die Geldfrage. Die Wirrnisse der Weltpolitik desgleichen. Die Bedingungen des Friedensvertrages sind jüdisch. Die Sittlichkeitsfrage in Kinos und auf der Bühne ist es.
Jahr:
Autor*inneninfo:
USA: Henry Ford.
Henry Ford (1863-1947) war ein amerikanischer Industrieller und Automobilfabrikant, vornehmlich bekannt für die Gründung der Ford Motor Company.
Quelle:
Henry Ford (1922): Der internationale Jude. Leipzig: Hammer Verlag.
Kontext:
Fords technologische, sozialpolitische und wirtschaftliche Ansätze, in denen insbesondere die Ausweitung der Produktion durch Arbeitsteilung und Rationalisierung erdacht wurden, definierten in großem Umfang unter dem Begriff „Fordismus“ die Warenproduktion nach dem Ersten Weltkrieg. Ford gab eine Vielzahl antisemitischer Schriften heraus, darunter die schon damals als Fälschung bekannten „Protokolle der Weisen von Zion“. Zudem nutzte er, wie in dem genannten Zitat deutlich wird, das Narrativ des „internationalen Judentums“, welches auch heute noch in Deutschland Verbreitung findet.
Zum Weiterlesen:
OK
[Die I* sind] ihrer Natur nach Sklaven, Barbaren, rohe und grausame Gestalten, [… da sie] die Herrschaft der Klugen, Mächtigen und Vortrefflichen ab[lehnen], anstatt sie zu ihrem eigenen Besten zuzulassen, wie es einer natürlichen Gerechtigkeit entspringt, wonach die Materie der Gestalt, der Körper der Seele, die Begierde der Vernunft, die rohen Tiere dem Menschen, das heißt also das Unvollkommene dem Vollkommenen, das Schlechtere dem Besseren unterworfen sein müssen.
Richtig!
[Die I* sind] ihrer Natur nach Sklaven, Barbaren, rohe und grausame Gestalten, [… da sie] die Herrschaft der Klugen, Mächtigen und Vortrefflichen ab[lehnen], anstatt sie zu ihrem eigenen Besten zuzulassen, wie es einer natürlichen Gerechtigkeit entspringt, wonach die Materie der Gestalt, der Körper der Seele, die Begierde der Vernunft, die rohen Tiere dem Menschen, das heißt also das Unvollkommene dem Vollkommenen, das Schlechtere dem Besseren unterworfen sein müssen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Juan Ginés de Sepúlveda (1494-1573) war ein spanischer Theologe, Historiker und Philosoph.
Quelle:
Richard Konetzke (1971): Lateinamerika seit 1492. Klett: Stuttgart, S. 8f.
Kontext:
De Sepúlveda, der nie selbst in den Amerikas gewesen war, vertrat die Ansicht, die indigene Bevölkerung der Amerikas verdiene die Behandlung, die sie erfuhren, da ihre Lebensweise eine Gotteslästerung darstellte. Im Disput von Valladolid (1550-1551) vertrat er die Interessen der spanischen Siedler:innen und Landbesitzer:innen. In dieser Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Dominikaner Bartolomé de Las Casas auf der Gegenseite ging es um die Frage, ob die Versklavung der indigenen Bevölkerung Amerikas gerechtfertigt werden könne. In dem ersten hundert Jahren der Besetzung Amerikas verringerte sich die indigene Bevölkerung um ca. 95% (75 Millionen) durch eingeschleppte Krankheiten und Mord (Federici 2014: 103f.).
Zum Weiterlesen:
*Tzvetan Todorov (1985): Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
*BBC (2013): Las Casas and Sepúlveda from Racism a History. Dokumentarfilm.
*Silvia Federici (2014): Caliban and the Witch. Women, the Body and Primitive Accumulation. New York: Autonomedia.
OK
Dieser Mann dort drüben sagt, dass Frauen in Kutschen geholfen und über Gräben gehoben werden müssen, um überall den besten Platz zu haben. Niemand hilft mir jemals in Kutschen oder über Schlammpfützen oder gibt mir den besten Platz! Und bin ich denn keine Frau? Schau mich an! Schau dir meinen Arm an! Ich habe gepflügt und gepflanzt …
Richtig!
Dieser Mann dort drüben sagt, dass Frauen in Kutschen geholfen und über Gräben gehoben werden müssen, um überall den besten Platz zu haben. Niemand hilft mir jemals in Kutschen oder über Schlammpfützen oder gibt mir den besten Platz! Und bin ich denn keine Frau? Schau mich an! Schau dir meinen Arm an! Ich habe gepflügt und gepflanzt …
Jahr:
Autor*inneninfo:
Das Zitat stammt aus der Ansprache „Bin ich keine Frau“ von Sojourner Truth (ca. 1797-1883). In der Sklaverei geboren, war sie als freie Frau eine wichtige Abolitionistin und Frauenrechtlerin.
Quelle:
Ansprache Ain’t I a Woman. Wikipedia.
Kontext:
Die Sufragettenbewegung war eine Bewegung für das Frauenwahlrecht, vor allem im englischsprachigen Raum. Es waren vor allem weiße Frauen des Bürgertums vertreten. Auf ihren Veranstaltungen sprach auch der bekannte Schwarze Abolitionist Frederick Douglass. Schwarze Männer konnten in den 1860er und 70er Jahren wählen, es gab Schwarze Kongressabgeordnete (The Daily Show 30.07.2020). Viele der Suffragetten verbanden antirassistische mit antisexistischen Belangen. Allerdings kritisierte die Schwarze Suffragette Sojourner Truth 1851 in ihrer Ansprache, wie die weiße Frauenbewegung die Belange Schwarzer Frauen verriet und machte auf den Zusammenhang von Race und Gender aufmerksam. Noch 1913 sollten auf Wahlrechtsdemonstrationen Schwarze Frauen in den hinteren Reihen gehen. Die Schwarze Investigativjournalistin Ida Wells weigerte sich, dabeizusein (New York Times, 28.07.2018).
Zum Weiterlesen:
*The Daily Show (Trevor Noah 2020): Unsung Black Heroines.
*The New York Times (Brent Staples, 28.07.2018): How the Suffrage Movement Betrayed Black Women.
OK
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen (…). Nur wer arbeitet, soll auch essen.
Richtig!
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen (…). Nur wer arbeitet, soll auch essen.
Jahr:
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Franz Müntefering (geb. 1940) ist ein deutscher SPD-Politiker. Er war von 2005 bis 2007 Vizekanzler und Bundesminister für Arbeit und Soziales im ersten Kabinett von Angela Merkel.
Quelle:
Zitat: Katharina Schuler (11.01.2010): Hartz IV: Arbeiten fürs Essen. In: Die ZEIT.
Bild: Wikimedia
Kontext:
Durch die Einführung des Arbeitslosengelds II, auch genannt Hartz IV, sind viele Erwerbslose starker Kontrolle und Repression ausgesetzt. Nach der Erwerbsloseninitiative „Basta!“ spielt die weit verbreitete Lüge der „faulen Arbeitslosen“ denjenigen in die Hände, die von zu wenig und zu schlecht bezahlter Arbeit auf der einen und Intensivierung des Arbeitsalltages auf der anderen Seite profitieren.
Zum Weiterlesen:
*Wilhelm Heitmeyer & Kirsten Edrikat (2008): Die Ökonomisierung des Sozialen. Folgen für „Überflüssige“ und „Nutzlose“. In: Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.): Deutsche Zustände, Band 6, S. 55-72.
OK
England hat in Indien eine doppelte Mission zu erfüllen: eine zerstörende und eine erneuernde – die Zerstörung der alten asiatischen Gesellschaftsordnung und die Schaffung der materiellen Grundlagen einer westlichen Gesellschaftsordnung in Asien. Die Araber, Türken, Tataren, Moguln, die Indien nacheinander überrannten, wurden rasch hinduisiert (…). Die britischen Eroberer waren die ersten, die auf einer höheren Entwicklungsstufe standen und daher der Hindu-Zivilisation unzugänglich waren.
Richtig!
England hat in Indien eine doppelte Mission zu erfüllen: eine zerstörende und eine erneuernde – die Zerstörung der alten asiatischen Gesellschaftsordnung und die Schaffung der materiellen Grundlagen einer westlichen Gesellschaftsordnung in Asien. Die Araber, Türken, Tataren, Moguln, die Indien nacheinander überrannten, wurden rasch hinduisiert (…). Die britischen Eroberer waren die ersten, die auf einer höheren Entwicklungsstufe standen und daher der Hindu-Zivilisation unzugänglich waren.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Karl Marx (1818-1883) war deutscher Philosoph, Ökonom und Journalist und Mitbegründert der Ersten Internationale (Internationale Arbeiter-Assoziation). Sein Hauptwerk „Das Kapital“ ist eines der wichtigsten Bücher der internationalen Arbeiter:innenbewegung.
Quelle:
Karl Marx & Friedrich Engels (1960): Werke. Band 9. Berlin/DDR: Dietz, S. 221.
Kontext:
Auch Karl Marx, der für der Befreiung und Ermächtigung des europäischen Proletariats kämpfte, war der europäischen Überlegenheitsideologie erlegen. Nichtsdestotrotz inspirierten die Ideen und Theorien von Karl Marx Bewegungen in Asien, Afrika, Europa und Lateinamerika, koloniale Beherrschung oder Klassenherrschaft abzuwerfen. Noch während des Ersten Weltkriegs (angefangen mit der russischen Oktoberrevolution 1917) waren sie hier auch erfolgreich. Allerdings waren die neu erschaffenen Systeme keineswegs frei von Herrschaft. Auch in England, Spanien, Italien und Deutschland gab es kommunistische Massenbewegungen, in Bremen, Leipzig und München kurzzeitig auch Räterepubliken. In den Befreiungsbewegungen der Dritten Welt beriefen sich viele Theoretiker:innen und Aktivist:innen auf Marx, z.B. Walter Rodney aus Guayana oder die Politiker Fidel Castro in Kuba und Kwame Nkrumah in Ghana. Auch in Indien gab es eine starke marxistische Bewegung. Noch heute berufen sich Intellektuelle auf den Marxismus, z.B. der Historiker Vijay Prashad (Autor von The Darker Nations: A People’s History of the Third World (2007)). Auch die Literaturwissenschaftlerin Gayatri Chakravorty Spivak steht für eine Neuinterpretation von Marxismus.
Zum Weiterlesen:
*Vijay Prashad (2007): The Darker Nations. A People‘s History of the Third World. New York: The New Press.
*Bernd-Stefan Grewe & Thomas Lange (2015): Kolonialismus. Suttgart: Reclam.
OK
„Die deutsche Wissenschaft sollte bei dem allseitig aufgenommenen Kampf gegen die Schlafkrankheit (auch eine portugiesische Mission ist seit einigen Jahren tätig) nicht zurückbleiben. Den vereinigten Bemühungen der englischen, französischen, portugiesischen und deutschen Ärzte wird es hoffentlich gelingen, dieser mörderischen, auch unsere Kolonien ernstlich bedrohenden Seuche Herr zu werden.“
Richtig!
„Die deutsche Wissenschaft sollte bei dem allseitig aufgenommenen Kampf gegen die Schlafkrankheit (auch eine portugiesische Mission ist seit einigen Jahren tätig) nicht zurückbleiben. Den vereinigten Bemühungen der englischen, französischen, portugiesischen und deutschen Ärzte wird es hoffentlich gelingen, dieser mörderischen, auch unsere Kolonien ernstlich bedrohenden Seuche Herr zu werden.“
Jahr:
Autor*inneninfo:
Robert Koch (1843-1910) war ein deutscher Mikrobiologe und gilt als einer der Pioniere der bakteriologischen Forschung. Er erlangte weltweite Bekanntheit durch seine Entdeckungen von Krankheitserregern, darunter das Tuberkulose-Bakterium (Mycobacterium tuberculosis) und den Cholera-Erreger (Vibrio cholerae), was ihm 1905 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin einbrachte.
Quelle:
Robert Koch (1904): „Über die Schlafkrankheit (Brief an den Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten)„
Kontext:
Medizinische Forschung spielte im Kolonialismus eine Schlüsselrolle. Nach Einschätzung des ehemaligen Leiters des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin (Universität Heidelberg) hätte Afrika ohne die Fortschritte in der Bekämpfung von Malaria und anderen Kranheiten niemals so kolonisiert werden können (SRF, 04.02.2021). Robert Koch experimentierte von 1906 bis 1906 mit dem arsenhaltige Mittel Atoxyl im heutigen Uganda. Ihm war bekannt, dass Atoxyl in hoher Dosis gefährlich ist. Koch spritze das Mittel in Intervallen von sieben bis zehn Tagen und nahm Schmerzen, Erblindung und den Tod tausender Menschen billigend in Kauf (ebds.). Dafür wurden die Kranken in sogenannten Konzentrationslagern gefangen gehalten. Das Konzept des KZ entnahm Koch den britischen Kolonisator:innen Südafrikas, die in diesen Lagern politische Gegner:innen inhaftierten (Bauche 2006). Die Lager dienten als Isolationsort der Kranken, damit sich Krankheiten nicht weiter verbreiteten, aber auch als Forschungsstätte, in dem Menschen zu medizinischen Versuchen gezwungen wurden „Da in den Konzentrationslagern eine genaue Beobachtung während längerer Zeit möglich sei, könne man hier am besten den empfehlenswerten Modus der Atoxylbehandlung ausfindig machen und beispielsweise auch eine etappenmäßige Therapie erproben“ (Robert Koch zitiert nach Bauch 2006).
Zum Weiterlesen:
*Manuela Bauche 2006: Robert Koch, die Schlafkrankheit und Menschenexperimente im kolonialen Ostafrika. In: Freiburg Postkolonial/Orte
OK
Es scheint, dass die Deutschen uns Auschwitz nie verzeihen werden.
Richtig!
Es scheint, dass die Deutschen uns Auschwitz nie verzeihen werden.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Österreich-Ungarn: Zvi Rix.
Zvi Rix (1909-1981) wurde in Österreich-Ungarn geboren. Der jüdische Arzt arbeitete zunächst in Wien. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten floh er und widmete sich der Psychoanalyse mit Schwerpunkt auf generationale Traumaverarbeitung. Er wanderte nach Israel aus, wo er bis zu seinem Tod lebte.
Quelle:
Leo Katcher (1968): Post Mortem. The Jews in Germany now. New York: MW Books.
Kontext:
Der Satz nimmt Bezug auf den „Schuldabwehrantisemitismus“. Eine der prägenden, größeren Manifestationen dieses „Schuldabwehrantisemitismus“ in der Berliner Republik war die Walser-Rede in der Frankfurter Paulskirche 1998. Walser sprach in seiner Laudatio vom Holocaust als eine „Dauerrepräsentation unserer Schande“, von einer „Instrumentalisierung unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken“. Auschwitz sei ein „jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel“ um „alle Deutschen“ zu verletzen. Die 1.200 Zuhörer – die Elite Deutschlands – stand auf und applaudierte „stürmisch“. Nur Friedrich Schorlemmer, Ignatz Bubis und seine Frau blieben sitzen. Walser hatte bis dahin als ein „Linker“, progressiver Intellektueller gegolten.
Alle Motive der Leugnung, der Relativierung sowie der „Schlussstrich“-Forderung spielen also im Komplex des sogenannten sekundären Antisemitismus eine Rolle. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich hierbei um eine Projektion, um das eigene Eingeständnis des im deutschen Namen verübten Verbrechens zu verhindern.
Zum Weiterlesen:
Max Czollek (2018): Desintegriert euch. München: Hanser Verlag.
Jüdische Allgemeine (Meron Mendel, 2020): Moralische Selbsterhöhung. Die Deutschen werden keine Gelegenheit verpassen, die Juden über Auschwitz zu belehren.
OK
„Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt.“
Richtig!
„Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt.“
Jahr:
Autor*inneninfo:
aus dem Babylonischen Talmud
Quelle:
Zitat: Babylonischer Talmud, Traktat Sanhedrin 37a.
Bild: The Babylonian Talmud published by Daniel Bomberg 1519-1523.; Daniel Bomberg, Public domain, via Wikimedia Commons https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c9/Babylonian_Talmud_%28Daniel_Bomberg_1519-1523%29.jpg
Kontext:
Das Zitat stammt aus dem Babylonischen Talmud, der nicht die jüdischen Religionsgesetze selbst, sondern rabbinische Interpretationen ihrer Auslegung und Anwendung in der Praxis enthält. Das Zitat drück eine strikte Gegenseitigkeit zwischen Menschen aus. Es handelt sich um ein meta-halachisches – ein universalistisches – Prinzip, das die gleichzeitige Universalität und Partikularität aller und jedes Menschen hervorhebt. Insofern hat es einen Anspruch, der den Menschenrechten nahe kommt. Das Zitat aus dem Talmud hat eine zentrale Bedeutung für Religionsgelehrte wie zum Beispiel Maimonides. Die internationale Gedenkstätte Yad Vaschem ehrt die „Gerechten unter den Völkern“ (diejenigen, die Jüd:innen während der Shoah retteten) mit einer Medaille, auf der dieser Satz aus dem Talmud eingraviert ist.
Zum Weiterlesen:
*Programm Yad Vashem zur Medaille der Gerechten: Ein ganzes Universum, https://www.yadvashem.org/de/righteous/about-the-program/entire-universe.html
*Omri Böhm (2022): Radikaler Universalismus. Berlin: Ullstein Verlag.
OK
Deutschland ist jetzt als Kolonialmacht zu betrachten und damit in der Lage, eine Konferenz in Berlin vorzuschlagen. Man wird unser Land hören auf diesem wichtigen Kongress, der darauf zielt, die Grundlagen der zukünftigen Regierung für diese weiten Gebiete zu schaffen.
Richtig!
Deutschland ist jetzt als Kolonialmacht zu betrachten und damit in der Lage, eine Konferenz in Berlin vorzuschlagen. Man wird unser Land hören auf diesem wichtigen Kongress, der darauf zielt, die Grundlagen der zukünftigen Regierung für diese weiten Gebiete zu schaffen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) war ab 1861 König von Preußen und ab 1971 erster deutscher Kaiser.
Quelle:
Christian Kopp/Berlin Postkolonial (2009): „Im Geiste guten gegenseitigen Einvernehmens“ – Bismarcks Berliner Afrika-Konferenz.
Kontext:
Die Berliner Konferenz wurde auf Einladung des Deutschen Reichs und der Französischen Republik am 15. November 1884 einberufen. Diese Konferenz ist historisch einzigartig und skandalös, weil der Kontinent Afrika unter überwiegend westlichen Ländern ohne Partizipation der afrikanischen Bewohner:innen aufgeteilt wurde.
Teilnehmende Länder waren zehn weitere europäische Länder, die USA und das Osmanische Reich. Die Kolonisierung, Enteignung, Versklavung, Ermordung und Zwangsarbeit von Menschen in Afrika begann aber weitaus früher. Diese Kolonialpolitik führte zu einer wesentlichen wirtschaftlichen Bereicherung der benannten Länder, insbesondere Europas. Der heutige Wohlstand und Reichtum Europas ist nicht ohne die bis heute bestehende imperialistische (post-)koloniale Politik zu thematisieren.
Zum Weiterlesen:
*glokal e.V. (2013): „Mit kolonialen Grüßen …“ Bericht und Erzählungen von Auslandsaufenthalten rassismuskritisch betrachtet).
OK
Das freie, in der Südsee zur Begründung von Kolonien noch offen stehende Gebiet ist (…) umfassend (…). Die Berechtigung Deutschlands beruht in den zahlreichen, über viele Inselgruppen verbreiteten deutschen Ansiedlungen und Handelsniederlassungen, in dem erheblichen Anteil seiner Handelsflagge in der Südsee, in dem hohen Ansehen, welches seine Seemacht im Stillen Ozean genießt, und in den Häfen, die sich die deutsche Seemacht gesichert hat.
Richtig!
Das freie, in der Südsee zur Begründung von Kolonien noch offen stehende Gebiet ist (…) umfassend (…). Die Berechtigung Deutschlands beruht in den zahlreichen, über viele Inselgruppen verbreiteten deutschen Ansiedlungen und Handelsniederlassungen, in dem erheblichen Anteil seiner Handelsflagge in der Südsee, in dem hohen Ansehen, welches seine Seemacht im Stillen Ozean genießt, und in den Häfen, die sich die deutsche Seemacht gesichert hat.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Adolph von Hansemann (1826-1903) war Kolonialhändler und Bankier. Er machte die Bank seines Vaters zur größten Privatbank des Deutschen Kaiserreiches.
Quelle:
Rheinisches JournalistInnenbüro & recherche international (2012: 156)
Kontext:
Reichskanzler Bismarck bat den Unternehmer Hansemann, Möglichkeiten zu entwerfen, wie die deutschen Kolonialziele im Pazifik durchgesetzt werden könnten. Die Vorschläge von Hansemann, welche Gebiete kolonisiert werden sollten, wurden 1884, 1845 und 1899 von der deutschen Kolonialpolitik fast genauso umgesetzt. In der Sprache Hansemanns werden nicht von weißen Menschen besetzte und nicht durch internationale Handelsstrukturen „erschlossene“ Gebiete als „frei“ bezeichnet. Die deutsche Berechtigung, dort Kolonien zu gründen, sieht Hansemann darin, dass deutsche Kaufleute sich sowieso schon dort verbreitet haben. Erfolgreicher kapitalistischer Handel berechtigt demnach zur Kolonisierung nicht-Weißer.
Zum Weiterlesen:
*Rheinisches JournalistInnenbüro & recherche international (2012): Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. Unterrichtsmaterialien zu einem vergessenen Kapitel der Geschichte.
OK
Arme Länder – und arme Menschen – unterscheiden sich von reichen nicht nur dadurch, dass sie weniger Kapital haben, sondern dadurch, dass sie weniger Wissen haben (…) Noch größer als die Wissenslücke ist die Lücke bezüglich der Kapazität, Wissen zu schaffen.
Richtig!
Arme Länder – und arme Menschen – unterscheiden sich von reichen nicht nur dadurch, dass sie weniger Kapital haben, sondern dadurch, dass sie weniger Wissen haben (…) Noch größer als die Wissenslücke ist die Lücke bezüglich der Kapazität, Wissen zu schaffen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Die Weltbank ist eine in Washington D.C. (USA) angesiedelte multinationale Entwicklungsbank. Sie hatte ursprünglich den Zweck, den Wiederaufbau der vom Zweiten Weltkrieg zerstörten Staaten zu finanzieren. Heute ist die Kernaufgabe, die wirtschaftliche Entwicklung von „weniger entwickelten“ Mitgliedsstaaten durch finanzielle Hilfen, Beratung und technische Hilfe zu fördern.
Quelle:
Weltbank, (1998/99): World Development Report: Knowledge for Development. New York: Oxford University Press, S. 1.
Kontext:
Die Weltbank bewertet den Entwicklungstatus von Ländern in der Logik westlicher kapitalistischer Wirtschaft. Die Annahme, dass nur eine Angleichung an diese Standards zu Fortschritt im Globalen Süden führe, macht eine Anerkennung von nicht-westlichen Werten und Weltanschauungen unmöglich. Abweichende Lebens- und Sozialformen gelten aus dieser herrschenden entwicklungspolitischen Perspektive als Defizite. Und das, obwohl sich der westliche Entwicklungsweg u.a. durch Ausbeutung und Zerstörung von Mensch und Natur nicht bewährt hat. Die Vorsitzenden der WB sind seit der Gründung 1946 bis auf zwei Ausnahmen männliche, weiße US-Amerikaner. Zahlreiche soziale Bewegungen und NGOs im Globalen Norden (attac) und Süden (Focus on the Global South) üben seit Jahrzehnten Kritik und Widerstand gegen Weltbankpolitiken.
Zum Weiterlesen:
*Franziska Müller & Aram Ziai (2015): Eurozentrismus in der Entwicklungszusammenarbeit. In: APuZ – Aus Politik und Zeitgeschichte, 7-9.
*Grace Blakeley (2020): The Great World Bank Robbery: An Interview with Walden Bello (Podcast). Tribune Magazine.
OK
Ich wurde bald unter die Decks gebracht und dort empfing meine Nase eine Begrüßung, die ich noch nie in meinem Leben erlebt hatte: mit der Abscheulichkeit des Gestanks und weinend, erbrach ich mich und wurde so krank, dass ich nicht in der Lage war zu essen (…). Ich wünschte mir jetzt den letzten Freund, den Tod, um mich zu entlasten. Aber bald, zu meiner Trauer, boten mir zwei von den weißen Männer Essen an. Auf meine Weigerung zu essen, hielt mich einer von ihnen an den Händen und legte mich hinüber zur Ankerwinde, band meine Füße fest, während der andere mich hart auspeitschte.
Richtig!
Ich wurde bald unter die Decks gebracht und dort empfing meine Nase eine Begrüßung, die ich noch nie in meinem Leben erlebt hatte: mit der Abscheulichkeit des Gestanks und weinend, erbrach ich mich und wurde so krank, dass ich nicht in der Lage war zu essen (…). Ich wünschte mir jetzt den letzten Freund, den Tod, um mich zu entlasten. Aber bald, zu meiner Trauer, boten mir zwei von den weißen Männer Essen an. Auf meine Weigerung zu essen, hielt mich einer von ihnen an den Händen und legte mich hinüber zur Ankerwinde, band meine Füße fest, während der andere mich hart auspeitschte.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Olaudah Equiano oder Gustavus Vassa (1745-1797) wurde laut seiner Autobiographie von europäischen Sklavenhändlern mit seiner Schwester im heutigen Nigeria gefangen genommen und in die Amerikas entführt. Nach mehreren Besitzerwechseln lernte er lesen, schreiben und handeln, sodass er sich selbst mit dem von ihm verdienten Geld freikaufen konnte. Er schrieb seine Autobiographie, in der er die Grausamkeit der Sklaverei beschrieb und wurde Aktivist in der Anti-Sklaverei-Bewegung.
Quelle:
Olaudah Equiano (1789): The Interesting Narrative of the Life of Olaudah Equiano, or Gustavus Vassa, the African.
Kontext:
Der vom späten 15. bis Mitte des 19. Jahrhunderts existierende transatlantische Versklavungshandel sowie die Plantagenwirtschaft wird als eine Bedingung für den wirtschaftlichen Aufschwung Europas sowie für die Armut Afrikas gesehen. Der guayanische marxistische Historiker Walter Rodney schreibt: „Westeuropa ist durch Afrika entwickelt worden, genau wie Afrika von Westeuropa unterentwickelt wurde“ (Rodney 1972/2012: 75). Mehr als 12 Millionen Afrikaner:innen wurden in die Amerikas transportiert (Ronald Segal 1995: 4 und David Eltis & David Richards: 2010). Ein Fünftel der Versklavten starb bei der Überfahrt. In den Amerikas wurden sie gezwungen, u.a. auf Zucker-, Tabak- und Baumwollplantagen zu arbeiten. Peter Linebaugh und Marcus Rediker beschreiben, wie afrikanische Versklavte, europäische Proletarier:innen, karibische und nordamerikanische Native Americans zusammen eine hybride Widerstandskultur gegen die Gewalt des sich entfaltenden Kapitalismus bildeten (2008: 190ff.).
Zum Weiterlesen:
*Walter Rodney (1975/2012): How Europe underdeveloped Afrika. Cape Town: Pambazuka Press.
*Peter Linebaugh & Marcus Rediker (2008): Die vielköpfige Hydra. Die verborgene Geschichte des revolutionären Atlantik. Berlin: Assoziation A.
*Webseite Slave Voyages
OK
Die Macht, Land einzuzäunen und Eigentum zu besitzen, wurde von euren Vorvätern durch das Schwert geschaffen; die zuerst ihre Mitmenschen ermordet und danach deren Land geplündert und gestohlen haben, um dieses Land hiernach euch, ihren Kindern, zu hinterlassen. Und darum, obwohl ihr selbst nicht getötet oder gestohlen habt (…) und so rechtfertigt ihr [doch] die bösen Taten eurer Väter, und diese Sünden eurer Väter werden euch und eure Kinder verfolgen bis in die dritte und vierte Generation und länger bis die Wurzeln eurer blutigen und diebischen Macht aus diesem Land herausgerissen sind.
Richtig!
Die Macht, Land einzuzäunen und Eigentum zu besitzen, wurde von euren Vorvätern durch das Schwert geschaffen; die zuerst ihre Mitmenschen ermordet und danach deren Land geplündert und gestohlen haben, um dieses Land hiernach euch, ihren Kindern, zu hinterlassen. Und darum, obwohl ihr selbst nicht getötet oder gestohlen habt (…) und so rechtfertigt ihr [doch] die bösen Taten eurer Väter, und diese Sünden eurer Väter werden euch und eure Kinder verfolgen bis in die dritte und vierte Generation und länger bis die Wurzeln eurer blutigen und diebischen Macht aus diesem Land herausgerissen sind.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Gerrard Winstanley (1609-1679) war ursprünglich Kleiderhändler, der aber im Bürgerkrieg bankrott ging und danach zum protestantischen Reformer und politischen Aktivist in England wurde.
Quelle:
Gerrad Winstanley (1649): A declaration from the poor oppressed people of England.
Kontext:
Schon vor Winstanley gab es im 11. Jahrhundert viele Häretiker:innenbewegungen in Frankreich und Italien, die sich gegen die Allmacht der Kirche und Staat auflehnten. Sie wurden meist von Frauen gegründet (Federici 2014: 48). Jahrhunderte später, als Frauen bereits aus dem öffentlichen Leben verdrängt waren, war Winstanley einer der berüchtigtsten Reformer (Digger, bzw. Buddler) Englands. Digger werden oft als Vorgänger der Kommunist:innen bezeichnet. Sie besetzten und bearbeiteten öffentliche Ländereien und verteilten die Erträge kostenlos an Bedürftige, um damit für eine umfassende Landreform und das Gemeineigentum zu werben. Diesen Frühkommunismus begründete Winstanley ausschließlich aus der Bibel heraus. Die Digger-Kommunen, die sich überall in England gebildet hatten, wurden 1651 endgültig zerschlagen. Meistens waren dafür die lokalen Landbesitzer verantwortlich.
Zum Weiterlesen:
*The Guardian (1999): Levels of Optimism.
*Silvia Federici (2014): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum.
OK
Nun wollen wir in Schiffen über das Meer fahren, da und dort ein junges Deutschland gründen, es mit den Ergebnissen unseres Ringens und Strebens befruchten, die edelsten, gottähnlichsten Kinder zeugen und erziehen: wir wollen es besser machen als die Spanier, denen die neue Welt ein pfäffisches Schlächterhaus, anders als die Engländer, denen sie ein Krämerkasten wurde. Wir wollen es deutsch und herrlich machen […]
Richtig!
Nun wollen wir in Schiffen über das Meer fahren, da und dort ein junges Deutschland gründen, es mit den Ergebnissen unseres Ringens und Strebens befruchten, die edelsten, gottähnlichsten Kinder zeugen und erziehen: wir wollen es besser machen als die Spanier, denen die neue Welt ein pfäffisches Schlächterhaus, anders als die Engländer, denen sie ein Krämerkasten wurde. Wir wollen es deutsch und herrlich machen […]
Jahr:
Autor*inneninfo:
Richard Wagner (1813-1883) war deutscher Komponist, Dichter und Schriftsteller. Das Zitat stammt aus einer Rede vor dem Dresdner Vaterlandsverein am 15.06.1848. Er verfasste unter anderem die antisemitische Schrift „Das Judentum und die Musik“.
Quelle:
Carl Friedrich Glasenapp (1905): Das Leben Richard Wagners in sechs Bänden. 2. Bd. 1843-1853. Leipzig: Breitkopf und Härtel, S. 460.
Kontext:
Schon bevor das deutsche Reich Kolonialmacht wurde, war die Begeisterung für die Kolonisierung nicht nur in den konservativen Kreisen, in denen Richard Wagner verkehrte, groß. Ehe Kanzler Bismarck 1884 die europäischen Großmächte nach Berlin einlud, um den große Teile Afrikas unter sich aufzuteilen, hatte es in Lateinamerika, Afrika und Asien Privatkolonien deutscher Fürst:innen und Händler:innen gegeben. Bereits 1683 wurde im heutigen Ghana eine kurbrandenburgische Kolonie gegründet, eine Festung, die eine wichtige Niederlassung für die deutsche Beteiligung am transatlantischen Versklavungshandel war. Venezuela war von 1528 bis 1558 „Hauskolonie“ des Bankhauses Welser (Augsburg/Nürnberg). Auch andere deutsche Kaufleute waren ebenfalls entweder am Sklavenhandel beteiligt oder profitierten wirtschaftlich von ihm (Potts 1988: 18). Nachdem sich die meisten Kolonien in langen Kämpfen befreiten, lebte Kolonialromantik in Abenteuerromanen und Filmen weiter (z.B,„Jenseits von Afrika“ von 1985). Auch in Reiseberichten junger Menschen aus dem Globalen Norden lassen sich Spuren davon finden (glokal 2013).
Zum Weiterlesen:
*glokal 2013: „Mit kolonialen Grüßen…“ Bericht und Erzählungen von Auslandsaufenthalten rassismuskritisch betrachtet.
*Lydia Potts (1988): Weltmarkt für Arbeitskraft. Hamburg: Junius.
OK
Mir kommt kein Türke mehr über die Grenze!
Richtig!
Mir kommt kein Türke mehr über die Grenze!
Jahr:
Autor*inneninfo:
Helmut Schmidt (1918-2015) war SPD-Politiker und Bundeskanzler der BRD von 1974 bis 1982.
Quelle:
Die ZEIT, 05.02.1982.
Kontext:
Anfang der 1980er Jahre nimmt das Ausmaß der Debatten um Rückführung trotz Ende des fordistischen Arbeitsregimes zu. Aus der Politik, ob nun Regierungsparteien der Konservativen oder Oppositionsparteien der Sozialdemokratie, kommt ein gemeinsamer Tenor: Die Zahl der Migrant:innen soll reduziert und Rückführkampagnen durchgeführt werden. Was unberücksichtigt bleibt, sind die Zunahme rechter Gruppen und Hassverbrechen auf Migrant:innen im Schatten der rassistischen Überfremdungsdiskurse und Bevölkerugsideologien der großen Regierungsparteien. Aus den Opfern werden Täter konstruiert, weil „Deutschland“ überlastet würde. Diese ideologische Wende legitimiert nun den moralisch gesellschaftsfähigen Neorassismus im hochindustrialisierten und aufgeklärten Globalen Norden.
Zum Weiterlesen:
*Ceren Türkmen (2017): Gastarbeitsgeschichte zwischen Migrationsregime, Staat und kommunaler Befreiung. Methoden zur Wissensproduktion, Material & Machtkritik. In glokal e.V. (Hrsg.): Connecting the Dots. Lernen aus Geschichte(n) zu Unterdrückung und Widerstand. Berlin, S. 46.
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